Zwischen Küssen lausch ich der Legende,
Die lachend mir dein Mund in den erglühten Sommerabend spricht.
Doch tief mich beugend seh’ ich wie im Glück erstarren dein Gesicht
Und dumpfe Schwermut hinter deinen Wimpern warten und das nahe Ende.
Ernst Stadler, Der Aufbruch, 1914

Der Baum ist eine durchaus anregende Existenz. Als Kind habe ich ihn erklommen, die Hände grün vom Moos, er gab mir Halt und Sicherheit in den Höhen. Seine Zweige boten Schutz vor Entdeckung. In der späteren Jugend lieh er uns seine Ewigkeit. Das Herz und Initialen, Ausdruck für die erstmals tief empfundene Zuneigung. Ewigkeit rief es in mir.

Im Vorbeigehen sieht es uns an, das frische Weiß auf der dunklen Rinde, das Herz schlägt. Wir sehen den Baum immer wieder, wir erinnern uns an die Zeit der Kindheit, sehen uns lachend und frei. Die erste Liebe, wir spüren den warmen Atem, die weichen Lippen ein Zittern. Wir werden älter, der Baum auch. Er verzeiht uns seine Wunden. Es ist immer da. Lang ist das vorbei, aber immer noch kommt der Duft von damals beim Vorbeigehen. Es schaut mich immer noch an, das Herz auf dunkler Rinde.

Ich schaue hoch und bemerke, wie groß er geworden ist. In der Hand halte ich einen Gehstock, keinen Ast, keinen abgebrochenen Zweig. Meine Hände sind nicht mehr grün vom Moos, denke an meine Existenz, flüchtig ist sie. Da entdecke ich den einzigen Nachteil eines Baumes.

Idee

Berlin hat wie so viele Metropolen eine große Anzahl Denkmäler, Orte der Erinnerung. Diese Orte laden zu einer gedanklichen Auseinandersetzung ein. Meist mit der Vergangenheit.

Was aber ist mit Gegenwart und Zukunft?

Der Baum der Liebenden soll eine Hommage sein an die Liebenden der Stadt. Ein Ort des Ursprungs und der Zukunft.

Ritzte man früher zum Zeichen ewiger Liebe Initialen der Liebenden in die Rinde eines Baumes, so findet man heute immer mehr Schlösser an Brücken. Der Baum der Liebenden ist eine moderne Interpretation dieser Handlung zwischen zwei Menschen. Der Baum wird neu gestaltet als eine Skulptur aus Metall, ähnlich einem Scherenschnitt. Die Abstraktion ist also kein Plagiat der Natur, sondern eine kultivierte Darstellung der Natur. Der Baum der Liebenden ist so gestaltet, dass jeder in die vorhandenen Öffnungen sein Liebesschloss anbringen kann. Die Öffnungen sind so gestaltet, dass durch die Vielzahl der Schlösser, der Baum der Liebenden Blätter erhält. Er wächst. So entsteht durch alle Liebenden ein Baum, wobei die Liebe das geistig Verbindende, das Schloss das Sinnbild ist. Diese verbindende Eigenschaft, schafft ein Ort, der so markant auch über die Grenzen Berlins werden wird.

Der Baum der Liebenden ist aus Stahl gefertigt. Die Faltungen und der Rahmen haben neben der gestalterischen auch statische Funktion. Die Dimensionen sind 1440mm x 2300mm, wobei die Dicke zwischen 8 und 12 mm anzunehmen ist. Die Proportion des Baumes entspringt der Fibonacci Zahlenreihe. Der „Goldene Schnitt“ ist bei der Gestaltung Ursprung und Konzept. So ist das Verhältnis der Strecken 3:5. Die Ziffern 3 und 5 ergeben in der Summe 8 und diese Ziffer steht für die Unendlichkeit.

So ist der Ort der Liebenden auch gestaltet. Drei und fünf Platten umgeben den Platz. Von diesem Ort aus können weitere Bäume der Liebenden in der Stadt an verschiedenen Standorten wachsen.

Lover’s Tree

The Idea – In the past, initials were scratched in tree barks. Nowadays, padlocks are attached to bridge railings. The Lover’s Tree is a modern interpretation of this act between two individuals. The tree designed as a metallic sculpture, similar to a silhouette cut-out. Therefore, abstraction does not copy nature, but purposefully demonstrates it. The Lover’s Tree is designed in such a way that anyone can attach his “lock of love” in the holes. These holes are created in such a manner that the multitude of locks appear as leaves to the tree. The tree will grow. And so, a tree will arise, made of love, made by lovers, with love building the mental connection and with the padlock as a symbol.

The Lover’s Tree is made of steel. In addition to a creative function, the folds and the frame give stability. Its dimensions are 1,440 mm x 2,300 mm and a size between 8 and 12 mm. The proportion of the tree is based on the Fibonacci number series. The “Golden Ratio” builds the origin of creation and concept. Therefore, the relation of distances is 3:5.
3 + 5 = 8 which symbolizes eternity. This is what the Place for Lovers is created for. The space is surrounded by 3 and 5 slabs. This is the point from where the Lover’s Trees grow at various places in the city, but this is not essential.

Location – The Lover’s Tree is a temporary piece, although it should be planned for a longer duration. The sculptures will grow with the increasing number of pad locks and develop a patina over time. The longer the trees stand, the more they become part of the city image and will be admired by the inhabitants.
The Lover’s Tree could be installed at any place within a non-defined indoor city space – open areas without a given structure where people feel free to use the space as they please.
It is also possible to install a tree as an eye-catcher at other locations.

Installing the trees emphasizes a feeling of community, especially in neighborhoods where there is a lack of activities and neighborhood identification.